Ein sprachgewaltiger Roman. Das steht fest.
Juli Ehre wächst mit drei Geschwistern im Stuttgarter Speckgürtel in einer Vorzeigefamilie auf, doch der Schein trügt: Der Vater, ein angesehener Anwalt, macht seine Familie sowohl physisch als auch psychisch fertig. Juli und auch alle anderen Familienmitglieder flüchten sich jeder in seine eigene Welt aus Verdrängen, Ignorieren, Wahnsinn und Lügen.
Drei Jahrzehnte verfolgen wir Juli, die verzweifelt versucht, sich aus diesem inneren Gefängnis zu befreien, denn auch als Erwachsene verfolgen sie die Dämonen, die sie fast verrückt werden lassen. Emotional verkrüppelt will Juli dennoch ein halbwegs normales Leben führen, doch eine Heilung erscheint unmöglich. Immer wieder fällt sie in ihre Muster zurück, egal, wie sehr sie sich anstrengt.
Claudia Schumacher lässt tief in die Psyche von Juli blicken. Fast abgeklärt und nichts beschönigend präsentiert sie der:dem Leser:in Julis Innenleben.
Das Buch ist großartig, auch wenn ich am Anfang Schwierigkeiten hatte, Julis Gedanken zu folgen. Die Autorin nutzt keine Anführungszeichen und ich musste manche Absätze zweimal lesen, um zu wissen, ob gerade jemand spricht oder ob es Julis Gedanken sind. Doch man gewöhnt sich schnell daran.
Ein unbedingtes Lesemuss!
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