Du träumst davon, einmal in deinem Leben einen Roman zu schreiben? Vielleicht sogar mehrere? Dann mach deinen Traum wahr!

Das Schreiben eines Romans kann eine aufregende, aber auch herausfordernde Reise sein. Von der Ideenfindung bis zur Überarbeitung erfordert es Hingabe, Kreativität und einen klaren Plan. Aber: Du brauchst nicht Literaturwissenschaften oder Germanistik oder Journalismus studiert zu haben, um deinen Traum zu leben. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist: Du musst dranbleiben, darfst dich nicht unterkriegen lassen und dir muss bewusst sein: Es kann seine Zeit dauern, bis du dein fertiges Buch in der Hand hältst.

Als Unterstützung habe ich dir hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung aufgeschrieben, um dich durch den Prozess des Romanschreibens zu führen:

 

 

Schritt 1: Ideenfindung und Konzeptualisierung

 

Bevor du mit dem Schreiben beginnst, benötigst du eine grundlegende Idee für deinen Roman. Überlege dir, welche Themen dich faszinieren oder welche Geschichten du erzählen möchtest. Hast du selbst Dinge erlebt, die du mit einflechten möchtest, oder hast du ein Herzensthema, das du mit deinem Roman mehr in die Welt bringen willst?

Schreibe Ideen auf, die dich ansprechen, und entwickle daraus ein Konzept für deine Geschichte.

 

Schritt 2: Prämisse/Botschaft

 

Jede Geschichte hat eine Botschaft, die sie vermitteln möchte, oder auch Prämisse. Lege diese vorher fest und richte dich in deinem gesamten Manuskript danach. Alles, was nicht auf die Botschaft/Prämisse einzahlt, ist nicht relevant.

Eine Prämisse kann in einen Wenn-Dann-Satz gesteckt werden mit dem Wenn als These und dem Dann als aktive Handlung.

Beispiele für Prämissen:

Klassiker:

»Effi Briest«: Wenn man verzweifelt nach Glück und Liebe sucht, dann kann das in den Tod führen.

Mein Roman »Gelegenheiten«:

Wenn man fest an sich glaubt, dann kann man alles erreichen.

 

Schritt 3: Figurenentwicklung

 

Deine Charaktere sind das Herzstück deines Romans. Entwirf vielschichtige, glaubwürdige Figuren mit eigenen Zielen, Motivationen und Konflikten. Überlege, wie sich ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte entfalten wird.

Du kannst Personas erstellen, d.h., du beschreibst deine Figuren zunächst sehr detailliert. Wie sehen sie aus, wie alt sind sie, wo kommen sie her, was hat sie geprägt, in welcher Lebensphase befinden sie sich, was sind die Charaktereigenschaften, was mögen sie, was verabscheuen sie etc. Suche ein passendes Bild aus dem Internet heraus, sodass sie noch echter wirken.

Ganz wichtig:

Namensgebung: Die Namen müssen zum Alter und zum Charakter passen!

Entwicklung: Deine Hauptfiguren (Protagonisten) müssen sich entwickeln! Figuren, die sich nicht entwickeln, sind langweilig!

Inspiration holst du dir auch, wenn du einfach Menschen beobachtest. Setz dich in Cafés, auf Spielplätze und beobachte.

 

Schritt 4: Handlungsaufbau und Struktur

 

Skizziere den Aufbau deiner Handlung. Bestimme den Beginn, die Mitte und das Ende deiner Geschichte. Teile den Roman in Akte oder Kapitel auf und überlege, wie die Handlung voranschreitet. Eine klare Struktur gibt deinem Schreiben Richtung. Es lässt sich viel einfacher schreiben, wenn du weißt, wo es hingehen soll. (Wichtig: Achte auf den Spannungsbogen!)

 

Schritt 5: Umgebung und Setting

 

Erschaffe eine lebendige Umgebung für deine Geschichte. Beschreibe Orte, an denen sich deine Handlung entfaltet, detailliert und einfallsreich. Das Setting trägt wesentlich zur Atmosphäre deines Romans bei. Apropos Atmosphäre: Wie soll diese sein? Und verändert sie sich im Laufe des Romans? Überlege dir dies vorher, damit du anschließend entsprechend schreiben kannst.

Wichtig: Verliere dich nur nicht in Beschreibungen, ein bisschen sollen sich die Leser:innen auch noch selbst vorstellen können. Sie sollen nicht alles serviert bekommen, sondern sie lieben es, wenn ihre Fantasie angeregt wird. Die Balance zwischen zu viel und zu wenig ist schwierig, aber unheimlich wichtig.

 

 

Zitat J. K. Rowling

 

Schritt 6: Erzählperspektive

Entscheide dich für eine Erzählperspektive. Überlege, ob die Geschichte aus der Ich-Perspektive, der Du-Perspektive, der personalen Perspektive oder aus der Perspektive eines auktorialen Erzählers erzählt wird. Die Wahl der Erzählperspektive beeinflusst, wie die Leser die Geschichte erleben.

Hier mal ein grober Überblick:

Ich-Perspektive: In der Ich-Perspektive wird die Geschichte aus der Sicht eines einzelnen Charakters erzählt, der aktiv am Geschehen beteiligt ist.

Beispiel: »Ich spürte, wie der kalte Regen meine Haut durchdrang, als ich durch die verlassenen Straßen der Stadt lief. Die Dunkelheit umhüllte mich, und mein Herz pochte.«

Vorteile:

  • Intime Bindung: Die Leser:innen entwickeln eine unmittelbare Verbindung zum Erzähler, erleben die Handlung aus erster Hand und fühlen sich näher an der Hauptfigur.
  • Tiefe Einblicke: Die Ich-Perspektive ermöglicht es, tief in die Gedanken und Gefühle des Protagonisten einzutauchen, was zu einer intensiveren Erfahrung führen kann.

Nachteile:

  • Begrenzte Perspektive: Da die Geschichte auf die Sichtweise des Ich-Erzählers beschränkt ist, können Informationen und Ereignisse außerhalb seines Wissens fehlen.
  • Eingeschränkte Vielfalt: Andere Charaktere werden möglicherweise nicht so tiefgehend erforscht, da alles durch die persönliche Wahrnehmung des Protagonisten gefiltert wird.

 

Personale Perspektive: Die personale Perspektive ist eine Dritte-Person-Erzählweise, bei der der Erzähler die Gedanken und Gefühle eines bestimmten Charakters kennt, jedoch nicht aller.

Beispiel: »Sarah betrachtete das Gemälde an der Wand und versuchte, die verborgene Bedeutung dahinter zu entschlüsseln. Die verblassten Farben lösten ein vages Gefühl der Nostalgie in ihr aus.«

Perspektivwechsel: Man kann zwischen verschiedenen Perspektiven hin und her switchen (Multiperspektive). Das sollte aber so gestaltet sein, dass die Leser:innen nicht verwirrt werden. Eine Möglichkeit besteht darin, pro Kapitel eine andere Perspektive zu wählen. Auch innerhalb eines Kapitels kann geswitcht werden, dann aber unbedingt mit Absatz.

Wichtig: Bei dieser Perspektive werden die Personalpronomen genutzt und/oder die Namen der jeweiligen Figuren, aus deren Sicht geschrieben wird.

Vorteile:

  • Charaktertiefe: Durch die Kenntnis der Gedanken und Gefühle eines ausgewählten Charakters kann eine tiefere Bindung zu dieser Figur hergestellt werden.
  • Teilweise Übersicht: Im Vergleich zur Ich-Perspektive kann der Erzähler Informationen über andere Charaktere und Ereignisse bereitstellen, die dem Hauptcharakter bekannt sind.

Nachteile:

  • Begrenzte Übersicht: Wie bei der Ich-Perspektive besteht die Gefahr, dass wichtige Informationen außerhalb der Wahrnehmung des Charakters bleiben.
  • Beschränkung auf einen Charakter: Andere wichtige Charaktere können weniger Raum für Entwicklung und Exploration haben. (Möglichkeit des Perspektivwechsels, siehe oben.)

Auktoriale Perspektive: Hierbei fungiert ein allwissender Erzähler als Beobachter, der die Gedanken und Gefühle mehrerer Charaktere kennt.

Beispiel: »Er stand am Fenster und starrte hinaus, während der Sonnenuntergang den Himmel in warme Farben tauchte. Unwissend darüber, dass sein Leben in diesem Moment eine entscheidende Wendung nehmen würde.«

Vorteile:

  • Globale Übersicht: Der allwissende Erzähler bietet eine umfassende Übersicht über die Handlung, Charaktere und Hintergrundinformationen. Außerdem kann er in die Zukunft schauen. Er weiß schon, was passieren wird.
  • Vielseitige Perspektiven: Die Möglichkeit, in die Gedanken verschiedener Charaktere einzutauchen, ermöglicht eine umfassendere und vielseitigere Darstellung der Geschichte.

Nachteile:

  • Distanz zum Leser: Die allwissende Perspektive kann dazu führen, dass sich der Leser weniger eng mit einzelnen Charakteren verbunden fühlt.
  • Gefahr der Informationsüberlastung: Ein allwissender Erzähler muss darauf achten, dem Leser nicht zu viele Informationen auf einmal zu präsentieren, um Überlastung zu vermeiden.

 

 

Schritt 7: Schreibroutine und Disziplin

Setz dir realistische Schreibziele und halte dich an eine regelmäßige Schreibroutine. Disziplin und Beständigkeit sind absolut entscheidend, um deinen Roman erfolgreich zu beenden. Selbst wenn du nur wenige Wörter pro Tag schreibst, summiert sich dies im Laufe der Zeit. Oder blocke dir, wenn möglich, mal eine ganze Woche nur für deinen Roman. Lass nicht zu viel Zeit vergehen, die Hürde, weiterzuschreiben wird sonst immer größer. Auch weil du jedes Mal wieder neu reinkommen musst.

 

Schritt 8: Erster Entwurf

Stürze dich in dein Schreibabenteuer und konzentriere dich auf deinen ersten Entwurf. Lass deine Kreativität fließen und versuche, den inneren Editor auszuschalten. Du wirst genügend Zeit für Überarbeitungen haben. 

 

Schritt 9: Überarbeitung und Feedback

Nachdem dein erster Entwurf abgeschlossen ist, nimm dir Zeit für Überarbeitungen. Überprüfe Handlung (ist alles logisch, gibt es Lücken etc.), Charakterentwicklung (ist eine Entwicklung zu erkennen, gibt es Charaktere, die nichts zur Geschichte beitragen, dann können sie raus etc.) und Sprache (hat jede Figur ihre eigene Sprache, an der man sie wiedererkennt, passt die Sprache insgesamt zur Leserzielgruppe etc.). Hole Feedback von anderen Autor:inen oder Testleser:innen ein, um unterschiedliche Perspektiven zu erhalten. Aber denk dran: Deine Geschichte kann und wird nicht jedem gefallen. Das ist einfach so und völlig okay.

Tipp für das Prüfen von Dialogen:

Lese sie laut vor, im Idealfall mit einer weiteren Person. So wirst du feststellen, ob man wirklich so spricht oder ob es sich irgendwie unecht anhört.

Grundsätzlich:

  • Kaue den Leser:innen nicht alles vor, sie wollen selbst denken!
  • Versuche möglichst viel zwischen die Zeilen zu packen. Subtile Dialoge sind Queen! (Es sei denn, du schreibst ein Kinderbuch.)
  • Vermeide zu viele Beisätze bei wörtlicher Rede.
  • Überfordere die Leser:innen nicht mit Info-Dump am Anfang.
  • Überlege bei jedem Satz: Ist der wichtig oder kann der raus?
  • Jedes Kapitel sollte den Leser:innen etwas Neues erzählen und die Handlung vorantreiben. Ist das nicht der Fall, kann es raus!

 

 

Zitat Faulkner

 

Schritt 10: Feinschliff und Lektorat

Verfeinere deinen Text und lass ein gründliches Lektorat durchführen. Achte auf Grammatik, Rechtschreibung und Stil. Ein professionelles Lektorat kann entscheidend sein, um deinen Roman auf ein höheres Niveau zu heben.

Was du tun kannst, um dein Manuskript perfekt für ein Lektorat vorzubereiten, erfährst du hier:

Wie du dein Manuskript fürs Lektorat vorbereitest

 

Schritt 11: Finalisierung und Veröffentlichung

Nachdem du alle Überarbeitungen vorgenommen hast (und auch noch mal final hast Korrektur lesen lassen!), ist es Zeit, deinen Roman zu finalisieren. Recherchiere verschiedene Veröffentlichungsmöglichkeiten, sei es traditionell im Verlag oder selbstverlegt. Setze dich mit dem Verlagswesen oder den Anforderungen für Selbstveröffentlichungen auseinander. Wiege jeweilige Vor- und Nachteile ab. Frage dich: Was ist dein Ziel, was willst du erreichen, was ist dir wichtig?

Für Selfpublishing gibt es heute ganz wunderbare Möglichkeiten. Du musst nicht den langen und manchmal sehr frustrierenden Verlagsweg gehen.

Überlege dir gut, was du willst und wofür du bereit bist.

 

Schritt 12: Feiere deinen Erfolg!

Allein schon das Schreiben eines Romans ist eine bemerkenswerte Leistung. Also feiere deinen Erfolg, egal ob du deinen Roman veröffentlichst oder nicht! Der Prozess selbst ist eine wertvolle Erfahrung, die deine Fähigkeiten als Autor:in auf jeden Fall weiterentwickelt hat.

Ich hoffe, dass ich dir mit diesen Schritten eine klare Richtlinie für die Erstellung deines Romans geben konnte. Vergiss nicht, dass jede Autor:in ihren eigenen Weg hat, also finde heraus, was für dich am besten funktioniert, und genieße den Prozess des Geschichtenerzählens!

Und falls du Hilfe brauchst, schreib mir!

Und falls du immer noch nicht weißt, wie du anfangen sollst, dann kann ich dir vielleicht mit einem Autor:innencoaching helfen. 

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