Wow, dieses Buch habe ich kurz weggeatmet. Okay, es ist mit 166 Seiten auch nicht besonders umfangreich, aber ich fand es höchst interessant und unheimlich gut und verständlich geschrieben, wie die Autorin über sich selbst schreibt.
Darüber, wie sie geworden ist, seit sie viel Geld verdient.
 
Das ganze Buch ist eine Analyse, wie viel Geld sie wofür ausgibt bzw. ausgegeben hat, warum sie das tut, warum oft kein Sinn dahinter ist und war und weshalb sie es dennoch tut oder getan hat. Sie spricht damit die Ungleichheit in der Welt an und dass man, »wenn man Geld hat, akzeptieren muss, dass andere leiden, während es einem selbst gut geht«.
 
»Ich finde es faszinierend, dass das menschliche Gehirn fähig ist, eine derart elementare Ungerechtigkeit auszuhalten.«
 
In ihren Konsumbeispielen geht es bspw. um 5 € für ein Glas Rotwein, das sie zu billig findet, denn dann kann der Wein ja nichts sein. Um 225 €, die sie für eine Katzentherapeutin ausgibt, oder 150 € für ein Ticket für den Bundespresseball, wo auf roten Teppichen in teuren Kleidern Champagner getrunken wird, während man sich darüber unterhält, wie man die soziale Ungleichheit in den Griff bekommt.
 
Bei allen Käufen steckt auch immer viel Politisches und Gesellschaftliches dahinter. So erfährt man nebenbei etwas über Eheverträge, was es mit weißen Hochzeitskleidern auf sich hat, über unbezahlte Care-Arbeit, über den Wert von Dingen und die dadurch ausgelösten Kettenreaktionen, den Unterschied zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung aus einer etwas anderen Perspektive und mit viel Hintergrundwissen, das zumindest ich so noch nicht hatte, oder was Vermögensabgaben für manche »Reiche« bedeuten würden. 
 
Die Autorin möchte mit dem Buch ihre innere Zerrissenheit hervorheben. Zu wissen, dass viel Geld nicht glücklich macht und Konsum schon gar nicht. Aber dass man trotzdem nicht darauf verzichten möchte. Dass man von dem Geld, das man für ein teures Luxushotel ausgibt, irgendwo anders auf der Welt eine Familie mehrere Monate ernähren könnte.
 

»Aber damit sich politisch etwas ändert, muss eine kritische Masse von Menschen nicht nur ihre Privilegien reflektieren, sondern auch zu der Erkenntnis kommen, dass diese ungerecht sind.«

Das Buch gibt keine Lösungsvorschläge oder Handlungsanweisungen, wie man es besser machen kann. Aber es rüttelt auf. In ihrem Epilog schreibt sie am Schluss: »Und deshalb will dieses Buch nichts. Ich will Sie zurücklassen, ohne Ausweg, mit allen Gefühlen, die ich in Ihnen ausgelöst haben mag. Missgunst oder Entnervtheit. Skepsis oder Empörung. Vielleicht Mitgefühl oder Verbundenheit. Von mir aus Hass. Im besten Fall Wut. Im schlimmsten Fall Langeweile. Machen Sie das Beste draus.«

Aber es ist ihr hoch anzurechnen, dass sie darüber überhaupt ein Buch geschrieben hat. Denn damit regt sie ihre Leser:innen auf jeden Fall zum Nachdenken an. Und damit beginnt doch eine Veränderung des Mindsets immer, oder?

Sehr empfehlenswert!

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