(Werbung/Rezensionsexemplar, vielen Dank an den Piper Verlag)
Ein vielschichtiger Roman, der mir die iranische Geschichte nähergebracht hat und der ein schonungslos ehrliches Bild vom Leben im Iran und im Exil zeigt.
Es geht um eine Familiengeschichte, in der die Autorin fast ausschließlich die Frauen zu Wort kommen lässt, die wir über einen Zeitraum von ungefähr 60 Jahren begleiten (etwa 1950 bis 2005). Eine Zeit mit immer wieder neuen Revolutionsbewegungen und Regimewechseln im Iran. Eine Zeit, in der sich vor allem die Frauen immer wieder neu anpassen müssen. Ein Hin und Her zwischen Freiheit und Unterdrückung. Zwischendurch habe ich mir viel zur Geschichte des Iran durchgelesen, um vor allem die geschichtlichen Dinge besser nachvollziehen zu können.
Die Perserinnen, das sind Elizabeth, Shirin, Sima, Bita und Niaz.
Elizabeth – die Mutter von Shirin und Sima und Großmutter von Bita und Niaz – , die als Enkelin des Großen Kriegers aufwächst und in ihrer Kindheit den Status als Prinzessin hat. Der Große Krieger, der verehrt wird und an dessen Fingern gleichzeitig jede Menge Blut klebt. Der der Familie ein unfassbares Vermögen hinterlässt.
1979, kurz vor der Islamischen Revolution, fliehen die Töchter, Shirin und Sima, mit ihren mittlerweile eigenen Familien über Frankreich in die USA. Elizabeth bleibt mit Enkelin Niaz (damals sechs Jahre) im Iran zurück. Niemand ahnt, dass diese Revolution andauern wird und man nicht wie geplant nach wenigen Monaten in den Iran zurückkehren kann. Entsprechend wächst Niaz im Iran auf und Bita in den USA. Die Lebensumstände könnten nicht unterschiedlicher sein.
Aus immer wechselnden Perspektiven der jeweiligen Frauen in ihren unterschiedlichen Lebensphasen erfahren wir, wie sie ihr Leben gestalten, wie sie geprägt sind und wie vor allem Elizabeth und Shirin krampfhaft daran festhalten, dass sie von einer Monarchenfamilie abstammen, für die sich jedoch in den USA niemand interessiert.
Darunter leidet vor allem Shirin. Um damit klarzukommen, driftet sie teilweise völlig ab, benimmt sich oft total daneben. Shirin ist eine absolut unsympathische Person, dennoch trägt sie zum großen Teil mit ihrem Verhalten die Geschichte und halt die Spannung. Für sie zählt nur Äußeres und Materielles. Aus lauter Langeweile und weil sie stetig jedem zeigen will, wer sie ist, kauft sie sich bspw. Schmuck und Uhren im Wert von 30.000 $ und wirft sie kurze Zeit später, als sie keine Lust mehr drauf hat, in den Schnee. Sie bestellt Unmengen Kaviar im Restaurant und rührt es am Ende nicht an.
Sie will immer im Mittelpunkt stehen, raucht und trinkt maßlos, ist theatralisch und wird am Anfang des Buches sogar in einer Bar verhaftet, weil sie sich scherzeshalber zur Prostitution angeboten hat. Der Prozess, der daraus folgt, ist einer der roten Fäden, der sich durchs Buch zieht. Erst am Schluss findet Shirin langsam zu sich. Im Grunde verdrängt sie mit ihrem Verhalten nur ihre Gefühle, die auf gar keinen Fall hochkommen dürfen, und ihr schlechtes Gewissen, weil Tochter Niaz nach Jahrzehnten noch immer im Iran weilt und von ihrer Mutter nichts wissen will.
Shirin ist unfassbar anstrengend und zwischendurch hatte ich beim Lesen mehrfach genug von ihr. Am sympathischsten war mir Bita, die vollständig ohne Drama auskommt. Am interessantesten fand ich Niaz, die im Iran gegen die Unterdrückung kämpft. Wenn auch auf besondere Art und Weise. Aber anders ist es auch nicht möglich.
Am Ende des Buches wird die Wildheit, die Zynik und die Komik ruhiger, auch wenn es sich nicht wirklich fügt. Kann es auch nicht.
Es gäbe noch viel mehr zu erzählen über dieses Buch, aber am besten, du liest es selbst.
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