Lauras Mutter, zu der sie ein sehr inniges Verhältnis gehabt hatte, ist gerade gestorben, ihre große Liebe zerbrochen und nun hat sie nur noch ihren italienischen Vater, den sie schon jahrelang nicht mehr in dem kleinen Dorf in Apulien, wo er wohnt, besucht hat. Kurzerhand fährt sie zu ihm, um wieder „Familie“ zu spüren und Halt zu finden. Sie versucht, sich einzupassen in das Leben dort und gleichzeitig, ihren Verlust zu verarbeiten, was nicht immer einfach ist. Nach und nach erfährt Laura auch, was damals, als ihre Eltern sich getrennt hatten, überhaupt passiert ist.

Mein italienischer Vater, Buchrezension

Das Buch spielt im italienischen Winter und diese Jahreszeit ist gut gewählt, denn die ganze Situation ist eher keine sommerlich leichte, sondern geprägt von Trauer um die Mutter, Zurechtkommen mit dem manchmal sturen Vater, der distanzierten Art von Gianna, die den Vater pflegt, aber ihn anscheinend auch liebt und sich nun von der heimkehrenden Tochter gestört fühlt, und mit der Ungewissheit, was damals eigentlich genau passiert ist. Dennoch kommen Sommergefühle auf, weil man zum einen Italien einfach damit verbindet und zum anderen viele Rückblicke gegeben werden, die wiederum im Sommer spielen.

Wie immer nimmt Anika Landsteiner den Leser tief mit rein in die Gedanken der Protagonisten, sodass man sehr gut mitfühlen kann.

Es ist kein Buch, in dem viel passiert, vielmehr geht es um innere und äußere Konflikte und Zwischenmenschliches, in einem Land, in dem Familie einen sehr großen Stellenwert besitzt.

Ein Buch, das trotz der leichten Melancholie Lust macht auf das echte Italien, fernab von überfüllten Touristenstränden, vollgestopften Städten, dafür mit Orecchiette und selbstgemachten Cannoli.

Vielleicht interessieren dich auch folgende Beiträge:

Hard Land von Benedict Wells – Buchrezension

Vorab: Ich mag es sehr Vorab-ab: Ich gebe zu, ich bin einige Zeit um dieses Buch herumgeschlichen. Ist es doch ein Coming-of-Age-Roman, wie es sie schon viele gibt. Meist geht es um einen männlichen Protagonisten, in den 80ern oder 90ern, der in einem ganz besonderen...

Zuhause – Die Suche nach dem Ort, an dem wir leben wollen von Daniel Schreiber – (Persönliche) Buchrezension

„Vielleicht sind wir tatsächlich viel öfter, als wir es glauben, schon da, wo wir sein müssen.“ Einer der vielen Sätze, die mich inspiriert und gleichzeitig beruhigt haben. Ich habe mich in dem Essay sehr wiedergefunden, da ich aus Berlin, der Wahlheimat von Daniel,...

Offene See von Benjamin Meyers – Buchrezension

Ein wunderbar feinfühliger Roman über einen Heranwachsenden (Robert), der nach der Schule (der Roman spielt im Jahr 1946) zunächst das Leben spüren und das Meer sehen will, bevor er die nächsten Jahre unter Tage arbeiten muss. Auf seinem Weg zu Fuß durch England bis...

Liebe ist gewaltig von Claudia Schumacher – Buchrezension

Ein sprachgewaltiger Roman. Das steht fest. Juli Ehre wächst mit drei Geschwistern im Stuttgarter Speckgürtel in einer Vorzeigefamilie auf, doch der Schein trügt: Der Vater, ein angesehener Anwalt, macht seine Familie sowohl physisch als auch psychisch fertig. Juli...

Vielleicht solltest du mal mit jemandem darüber reden von Lori Gottlieb – Buchrezension

Ein Buch wie eine Therapie Es war das erste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen hatte, und gleich so ein wunderbarer Einstieg. Lori Gottlieb ist Psychotherapeutin, jedoch erst über Umwege zu diesem, ihrem Traumjob gekommen. Als ihr Freund mit ihr Schluss macht, bei...
Kopfreisen Lektorat, Korrektorat und Text