Vorab: Ich mag es sehr

Vorab-ab: Ich gebe zu, ich bin einige Zeit um dieses Buch herumgeschlichen. Ist es doch ein Coming-of-Age-Roman, wie es sie schon viele gibt. Meist geht es um einen männlichen Protagonisten, in den 80ern oder 90ern, der in einem ganz besonderen Sommer erwachsen wird. In der Regel ist es ein Außenseiter, der in besagtem Sommer kleine und größere Abenteuer erlebt, die erste Liebe kennenlernt und vor allem sich selbst.

So ist es auch bei Hard Land. Gekauft habe ich mir dieses Buch nur, weil Wells dafür den Jugendliteraturpreis bekommen hat und ich unbedingt wissen wollte, warum. Jetzt weiß ich es.

Die Story ist grob wie oben beschrieben. Es ist 1985, Protagonist Sam, 15, lebt in Grady, einem Kaff in Missouri, ist eher als Spinner verschrien, hat kaum Freunde und ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater.
In diesem Sommer jedoch lernt er neue Freunde kennen, verliebt sich, klärt die Verhältnisse zu seinen Eltern und seiner Schwester, die weit weg in Kalifornien lebt. Er wird selbstbewusster und weiß mehr, wer er ist und was er will. In diesem Sommer stirbt jedoch auch seine geliebte Mutter, die schon seit einigen Jahren an Krebs leidet. (Ich verrate hier nichts, denn das ist der erste Satz im Buch.)

Ich mag Sam noch nicht mal so sehr. Frieder aus Ewald Arenz‘ „Ein großer Sommer“ hat mich menschlich mehr berührt. Aber: Wells versteht es absolut und nahezu meisterhaft, diese winzigen Momente einzufangen, in denen sich plötzlich so viel verändert, ohne dass viel passiert oder viel gesagt wird. Fast schon magisch. Er bringt die sommerliche und träge Stimmung einer aussterbenden amerikanischen Kleinstadt in den 80ern perfekt rüber und man möchte trotz der gähnenden Langeweile, die dort herrscht, sofort dorthin. Vielleicht einfach nur, um auch noch mal diese ganz besondere Zeit mit zu erleben, zwischen Kind und Erwachsensein, in der alles möglich scheint und man trotzdem nicht weiß, wohin es einen führt. Wo die Sommer sich noch unendlich lang anfühlen und ein Jahr ewig dauert.

Hard Land Buchrezension

Nur leider muss jeder irgendwann erwachsen werden und genau das stellt man wehmütig am Ende des Buches fest.

„Kind sein ist wie einen Ball hochwerfen, Erwachsenwerden ist, wenn er wieder herunterfällt.“
(Satz aus Hard Land in Hard Land)

Das Ende ist übrigens noch mal ganz besonders grandios gelungen. Aber dazu verrate ich jetzt mal nichts.

Also, wie gesagt, ich mag es wirklich sehr sehr ❤️

Vielleicht interessieren dich auch folgende Beiträge:

Kopfreisen Lektorat, Korrektorat und Text