Aufgrund des Klappentextes hatte ich tatsächlich ganz andere Erwartungen an das Buch. Mehr Spannung und das Lüften eines großen Geheimnisses, das Noras Vater mit sich herumgetragen hat und welches sie jetzt nach seinem tödlichen Unfall herausfindet.
Ja, da gibt es auch etwas und auch der angebliche Unfall bleibt lange ungeklärt. Aber das ist für mich „nur“ der rote Faden, an dem sich das Buch entlanghangelt. Es ist nicht wirklich spannend, es ist eher ein leises Buch, aber mit einer so wichtigen Botschaft. Hauptsächlich geht es um die ganzen „Nebendarsteller:innen“. Jeder bzw. jede bekommt eine Stimme in einem eigenen Kapitel. Manche nur eins, manche ganz viele. Je nachdem wie wichtig der/die Figur für das Buch ist. Und das ist genau das, was das Buch ausmacht. Die vielen verschiedenen Perspektiven und Blickwinkel. Es bringt gar nichts, sich ein Urteil über die einzelnen Figuren zu bilden, denn wenn man ihre Sicht der Dinge erfährt, denkt man auch schon wieder anders über sie.
Jeder hat seine eigene Vergangenheit und seine eigenen Erfahrungen und erst, wenn man all das berücksichtigt, versteht man viele Dinge besser. Und das ist es, was wir in unserer Gesellschaft viel mehr beachten sollten.
Für mich ein äußerst gelungener Gesellschaftsroman, der verschiedene Themen wie z. B. auch Alltagsrassismus, familiäre Verstrickungen und zwischenmenschliche Probleme aufgreift.
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