Stadt oder Land, Feinstaub oder Frischluft, Anonymität oder soziale Kontrolle, Vielfalt oder Eintönigkeit, Beton oder Grün – in diesem Zwiespalt befinden sich Ruth und Jann, ein Pärchen mittleren Alters, das sich nicht einigen kann, wo sie zukünftig leben und ihre vierjährige Tochter Sisal aufwachsen sehen wollen. Die Lösung scheint in der Trennung zu liegen, oder doch nicht?
Das Buch ist abwechselnd aus Sicht von Ruth und aus Sicht von Jann geschrieben und man hat teilweise das Gefühl, in ihren Köpfen drinzustecken. Ruth liebt die Vielfalt in Berlin, ist aber aufgrund von Job, Kind und als Alleinverdienende dauergestresst. Jann ist nach einer großen beruflichen Pleite arbeitslos und zu träge, etwas Neues anzufangen. Bis er Solikante Gut in Solikante Dorf entdeckt, das er für wenig Geld kauft, aber dafür umso mehr Arbeit hineinstecken muss, damit es überhaupt bewohnbar ist. Zunächst lässt ihn diese neue Aufgabe aufblühen, denn er hasst Berlin aufgrund der ganzen ungesunden Luft und dem Multi-Kulti-Dasein, und möchte doch nur, dass seine kleine Familie gesund bleibt und nicht jeden Tag Feinstaub einatmet oder sich im Park von Drogendealern anquatschen lassen muss. Als er jedoch merkt, dass er selbst in Solikante nicht vor den Problemen dieser Welt fliehen kann, fängt er langsam an durchzudrehen.
Die Konflikte, mit denen Ruth und Jann in ihrer Beziehung zu kämpfen haben, spiegeln die Konflikte unserer heutigen Gesellschaft wider. Für mich deshalb ein sehr gut geschriebener Gesellschaftsroman.
Autor Björn Kern widmet sich in seinen Büchern den heutigen Problemen, vor allem, was die Work-Life-Balance sowie ein nachhaltiges und bewusstes Leben betrifft, und ist in der Writers-for-Future-Community. Für mich eine tolle Neuentdeckung. Weitere Bücher von ihm sind:
Das Beste, was wir tun können, ist nichts
Wo die wilden Väter wohnen: Eine Stadtfamilie wagt sich aufs Land
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