Ein großes Thema, verpackt in Satire und Ironie mit dem Ziel, unserer privilegierten Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten.
Sophie Luise ist 14 Jahre und darf gegen ihre Langeweile eine Freundin mit in den luxuriösen Toskanaurlaub nehmen. Sie entscheidet sich für Aayana, ein Flüchtlingskind aus Somalia, das wenig Deutsch spricht und nicht schwimmen kann, sich aber gut auf Sophie Luises Instagram-Account machen würde.
Schon direkt zu Anfang des Buches kommt es zur Katastrophe, Aayana ertrinkt im Pool, ohne dass es jemand bemerkt. Jegliche Rettungsversuche kommen zu spät.
Im weiteren Verlauf erfahren die Leser:innen, wie die Beteiligten mit diesem Unglück umgehen. Sophie Luise, die sich immer mehr zurückzieht und ihre Stimmungen komplett abhängig macht von dem Melden oder Nichtmelden einer Internetbekanntschaft in einem Forum für Leute, denen Ähnliches passiert ist.
Da ist Elisa, Sophies Mutter, eine Grün-Politikerin, die sich auch mit privaten Dingen der Öffentlichkeit stellen muss. Sophies Vater, ein gescheiterter Fast-Professor, der an Zynik nicht zu übertreffen ist. Da ist auch noch das andere Pärchen, das dabei gewesen ist. Er, der gar nicht über das Unglück spricht, und sie, die die Wahrheit ans Licht bringen möchte. Doch was ist die Wahrheit?
Und dann sind da natürlich Aayanas Eltern, mit ihrer traumatischen Geschichte, die niemals zu enden scheint.
Glattauer verpasst dem Roman einen über alles erhabenen Erzähler, man betrachtet die Szenerie teilweise wie bei einem Theaterstück. Der Erzähler lässt es sich zudem nicht nehmen, mit gekonntem Sprachwitz, die Doppelmoral unserer Gesellschaft aufzuzeigen.
Er zeigt u.a. auch Pressemitteilungen, die über das Unglück berichten, sowie eine Auswahl an Kommentaren, die jeweils zu Hunderten darunter erscheinen. Man schüttelt unweigerlich den Kopf und denkt: Genauso ist es.
Glattauer gibt mit seinem Buch denjenigen eine Stimme, die sonst wenig in unserer Gesellschaft beachtet werden, die man eben kaum spürt.
Ein wirklich großartiges Buch, das meiner Meinung nach auch Einzug in die Schulen erhalten sollte.
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